
Andacht Gemeindebrief September-November 2023
„An einem noch recht kalten Tag im späten Frühling begann eine Schnecke, den Stamm eines Apfelbaumes hinaufzuklettern. Ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter kroch sie nach oben. Die Spatzen im Nachbarbaum wollten sich kaputtlachen über die langsame Schnecke. Ein Spatz flog nahe an die Schnecke heran und piepste ihr zu: He, du Dummerchen, siehst du nicht, dass an dem Baum noch gar keine Früchte sind?“ Die Schnecke ließ sich überhaupt nicht beeindrucken und antwortete gelassen: Immer mit der Ruhe, bis ich oben bin, sind Früchte dran!“
Aus: Axel Kühner, Ein Lächeln macht die Runde
Das Erntedankfest erinnert mich daran, dass es zum Ernten Geduld braucht. Die Früchte in der Natur brauchen Zeit, um zu wachsen. Und wir Menschen können das Wachsen der Früchte auch nicht künstlich beschleunigen. Klar, wir können gießen und düngen, die Pflanzen gut pflegen und so weiter. Aber wir können es nicht „machen“, dass die Früchte wachsen und reifen. Und von der Apfelblüte bis zum reifen, saftigen Apfel vergehen einige Monate. Da braucht es Ruhe und Geduld. Da hat die kleine Schnecke in der Geschichte recht: „Immer mit der Ruhe!“
Vielleicht kennen Sie den Unterschied von einer Erdbeere, die früh und schnell unter Folien mit viel Wasser herangereift ist und einer Erdbeere, die langsam auf dem Feld in der Sonne herangereift ist? Die zweite Erdbeere schmeckt viel aromatischer. Weil sie richtige Sonne abbekommen hat. Und sicher auch, weil sie Zeit hatte, zu wachsen und zu reifen.
Manchmal braucht es auch Geduld und einen langen Atem in der Beziehung zu Gott. Wenn ich zu Gott bete und mit ihm rede, dann merke ich oft nicht sofort, dass Gott mich hört. Ja, mitunter habe ich das Gefühl, dass meine Gebete ungehört verhallen. Da gibt es Situationen, in denen ich ein dringendes Anliegen vor Gott bringe. Und ich setze meine Hoffnung auf Gott. Aber dann passiert nichts. Und dann werde ich ungeduldig und manchmal auch ungnädig mit Gott. Aber immer wieder erlebe ich es, dass ich nach einer Weile merke und spüre, dass Gott mein Gebet doch erhört hat. Manchmal dauert es Wochen, manchmal auch Monate, bis ich erkenne: Gott hat meine Wege doch richtig und gut geführt. Manchmal braucht es Geduld, bis Gott sich zeigt und unsere Gebete erhört. Aber Gott ist da und hört unsere Gebete, da bin ich ganz sicher. Aber manches braucht einfach Zeit und muss wachsen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Portion Geduld und ganz viel Freude an allem Wachsen und Reifen in dieser Herbstzeit.
Ihre Dorothea Luber